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Aufschrecken beim Einschlafen

Ein lauter Schrei, ein heftiger Schreck und der Schläfer sitzt kerzengerade und vor Angst zitternd im Bett. Etwas Schlimmes scheint passiert zu sein, doch es ist alles in Ordnung. Der Betroffene wurde vom Nachtschreck heimgesucht, der im schlimmsten Fall auch den Partner regelmäßig um den Schlaf bringt.

Pavor nocturnus: Wenn die Nacht mit Schrecken kommt

Schlafstörungen haben unterschiedliche Ausprägungen. Nicht einschlafen können, Schlafwandeln oder Panikattacken durch Albträume sind nur einige Symptome. Plötzliches Erschrecken und Aufschrecken beim Einschlafen kurz vor der eigentlichen Schlafphase wird Nachtschreck genannt. Die lateinische Bezeichnung für diese Parasomnie lautet Pavor nocturnus, frei übersetzt: nächtliches Zittern vor Angst. Das nächtliche Aufschrecken wird auch als Schlafterror oder Inkubus bezeichnet und kommt vor allem bei Kleinkindern vor. Diese erwachen oft laut schreiend aus einem Albtraum und lassen sich nur schwer wieder beruhigen. Im Laufe der Zeit verliert der Nachtschreck seinen Schrecken und die Kinder können im Vorschulalter ruhig schlafen.

Sind Erwachsene vom nächtlichen Aufschrecken betroffen, sollten sich sicherheitshalber ärztlich beraten lassen. Durch eine Untersuchung in einem Schlaflabor werden zum Beispiel Erkrankungen wie Epilepsie oder Herz-Kreislauf-Defizite ausgeschlossen beziehungsweise festgestellt, sodass eine geeignete Medikation erfolgen kann. Menschen mit Angsstörungen leiden häufiger unter nächtlichem Aufschrecken als psychisch stabile Menschen. Bei psychischen Erkrankungen sowie bei großem Alltagsstress können zusätzliche Einschlafstörungen den körperlich und seelisch belastenden Angstschreck begleiten.

Nicht selten ist Pavor nacturnus mit Schlafwandeln verbunden. Betroffene können sich beim Schlafwandeln in Gefahr bringen, indem sie seltsame Dinge im Haushalt machen, aus dem Fenster klettern oder leicht bekleidet die Wohnung verlassen. Für Patienten, die unter Nachtschreck leiden, ist eine sichere Umgebung existentiell. Schutzvorrichtungen an Fenstern und Türen sowie das Verschließen von gefährlichen Gegenständen sind hilfreich. Manchmal reicht es bereits, den Wohnungsschlüssel zugriffsicher zu verwahren. Alkoholmissbrauch und chronisches Schlafdefizit können das nächtliche Aufschrecken verstärken. Klingt wie ein Teufelskreis? Es ist alles halb so schlimm.

Knall auf Fall: Wie macht sich der Angstschreck bemerkbar?

Normalerweise wacht auch ein gesunder Mensch über 20 Mal in der Nacht auf. Diese ultrakurzen Wachmomente sind mit Positionswechseln verbunden und bleiben unbemerkt. Der Schläfer kann sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern und erwacht frisch und ausgeruht. Die Wachphasen werden erst zu einer Belastung, wenn aus den verschiedensten Gründen ans Einschlafen nicht mehr zu denken ist.

Eine Form der Parasomnie (Schlafstörung) ist das wiederholte Aufschrecken in der Einschlaf- oder Tiefschlafphase – meist verbunden mit ein gewaltigen Erschreckung bis hin zu unerklärlicher Angst, ähnlich wie bei einem Albtraum. Blitzartig wird der Patient wach, noch bevor er zur Ruhe gekommen ist.

Das Herz rast, das Blut pulsiert. Man springt aus dem Bett und möchte am liebsten davonlaufen. Einige Betroffene berichten von einem gefühlten, lauten Knall im Kopf, der sie unvermittelt aus der Einschlaf- oder Tiefschlafphase reißt und vor Angst zittern lässt. Nächtliches Aufschrecken ist ein echtes Schreckgespenst, aber keine Krankheit, sondern nur ein Symptom. In der Regel sind psychische Gründe verantwortlich. Unbehandelt kann dieses Phänomen auch aufgrund des kontinuierlichen Schlafdefizits zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Pavor nocturnus kann nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Angehörigen unerträglich sein, weil diese jedes Mal mit aufwachen.

Schlimmstenfalls führt eine solche Schlafstörung zu Beziehungsproblemen, wodurch sich das Problem verschärft. Psychologen sind sich sicher: Plötzliches nächtliches Wachwerden ist häufig ein Zeichen für unverarbeitete Probleme und Stress und ist mit wenig Mühe in den Griff zu bekommen.

Immer mit der Ruhe den nächtlichen Schrecken behandeln

In der Ruhe liegt die Kraft – dies trifft auch bei der Behandlung von Schlafstörungen wie dem Nachtschreck zu. Übermäßiger Alkoholgenuss kann eine Ursache sein. Hier ist die Therapie einfach: weniger trinken, mehr schlafen und zu festgelegten Zeiten Schlafen gehen. Der Gewöhnungseffekt trainiert die innere Uhr. Doch was, wenn bereits das Einschlafen zur Qual wird, weil man immer wieder hochschreckt? Autogenes Training bringt Körper und Geist zur Ruhe und fördert das Einschlafen. Hilft die Selbsttherapie nicht, kann eine vom Fachmann begleitete Psychotherapie mit Verhaltenstherapie Wunder wirken. Der Patient lernt, Stresssituationen besser zu bewältigen und nächtliches Grübeln zu vermeiden. Wer aufgrund von Albträumen aufwacht, sollte versuchen, den Traum bewusst zu beenden und ihm eine positive Wendung zu geben.

Ebenfalls hilfreich ist die Wecktherapie. Hierbei werden zuerst die Aufschreckzeiten notiert. Anschließend lässt sich der Patient fünfzehn bis zwanzig Minuten vor dem erwarteten Anfall sanft wecken – entweder oder unter Aussicht im Schlaflabor oder zu Hause von seinem Wecker. Danach kann er sofort weiterschlafen. Diese Maßnahme nennt sich antizipatorisches Wecken. Bei stressbedingtem Pavor nocturnus verschreibt der Arzt nur in speziellen Einzelfällen Medikamente, wenn beispielweise auch tagsüber Panikattacken auftreten.

Ansonsten gilt die Faustregel: Tagesprobleme nie mit in den Schlaf nehmen. Wenn das Gehirn in der Schlafphase Probleme zu bewältigen hat, kann es nicht abschalten und sich regenerieren. Prinzipiell gilt der Nachtschreck jedoch als harmlos und gut behandelbar.

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