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Was ist Müdigkeit?

Frau liegt im Bett und gähnt

Bei Müdigkeit nehmen Aufmerksamkeit, Konzentrationsvermögen und Leistungsfähigkeit ab.

Müdigkeit beschreibt das körperliche oder geistige Bedürfnis nach Erholung im Sinne von Schlaf oder Ruhe. Im Alltag ist zumeist die körperliche Müdigkeit gemeint. Müdigkeit kann einen normalen Zustand (nichtorganische Müdigkeit) oder eine krankhafte Veränderung (organische Müdigkeit) darstellen. Darüber hinaus gibt es die Tagesmüdigkeit, die aus Schlafmangel in der Nacht entsteht und durch Schlaf behebbar ist. Dahingegen hilft bei chronischer Müdigkeit weder Schlaf noch anderweitige Erholung. Chronische Müdigkeit ist ein krankhafter Zustand und geht häufig mit schweren Grunderkrankungen einher.

Warum sind wir müde?

Müde zu werden, ist ein normaler Zustand im Wechsel von Wachsein und Schlafen. Der menschliche Körper und Geist benötigt regelmäßige Ruhephasen, um sich zu erholen. Normal ist auch die Müdigkeit bei Schwangerschaft oder nach dem Geschlechtsverkehr, der hormonelle Ursache zugrunde liegen. Darüber hinaus machen Langeweile, Lustlosigkeit und fehlende Motivation müde.

Bei der organischen Müdigkeit jedoch handelt es sich nicht um einen Normalzustand, sondern ein häufiges Begleitsymptom von Erkrankungen oder Mangelzuständen. Infektionen wie Erkältung, Grippe, Pfeiffer’sches Drüsenfieber (Mononukleose, Kissing Disease), Leberentzündung (Hepatitis) oder auch Bandwürmer kosten den Körper einerseits viel Kraft und schütten andererseits den Entzündungsbotenstoff Interleukin-1 aus. Interleukin-1 macht müde. Mangelzustände, die müde machen, sind beispielsweise Eisenmangel, der zur Blutarmut führt, und Vitamin-D3-Mangel. Ebenso ermüdet uns ein Mangel an Flüssigkeit. Fehlen Hormone wie beispielsweise Schilddrüsenhormone bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) entsteht ebenfalls Müdigkeit. Bei der Depression ist es der fehlende Antrieb, die Lustlosigkeit und der oft gestörte Schlaf, der zu Müdigkeit führt. Tritt Müdigkeit bei einer Krebserkrankung auf, bezeichnet man diese oft als Fatigue (Erschöpfung).

Darüber hinaus machen Genussmittel wie Alkohol, manche Drogen und Medikamente wie Betablocker, Schlafmittel, manche Antidepressiva und einige Antibiotika müde.

Warum sind wir nach dem Essen müde?

Viele glauben, die Müdigkeit nach dem Essen käme daher, dass sich das Blut umverteilen würde, sodass weniger Blut im Gehirn und mehr im Verdauungstrakt ankommen würde. Das stimmt so natürlich nicht. Stattdessen sind es Botenstoffe, die uns nach dem Essen müde machen. Besonders bedeutend ist in diesem Zusammenhang das Orexin, das uns hungrig und wach macht. Nach dem Essen wird weniger Orexin ausgeschüttet, damit keine weitere Nahrungsaufnahme erfolgt. Als Nebeneffekt werden wir müde. In unserer Evolutionsgeschichte war es sinnvoll, solange wach und aktiv zu sein, bis das Sammeln von Nahrung oder die Jagd vorüber waren.

Welche Anzeichen für Müdigkeit gibt es?

Bei Müdigkeit nehmen Aufmerksamkeit, Konzentrationsvermögen und Leistungsfähigkeit ab. Körperlich fühlen wir uns schwach und matt, viele Menschen neigen auch zum Frieren oder zu Kopfschmerzen. Schmerzen werden intensiver wahrgenommen. Die Beine können sich schwer anfühlen und die Augen brennen. Psychisch kommt es zu gesteigerter Reizbarkeit und Antriebslosigkeit.

Hält die Müdigkeit bei Schlafentzug zu lange an, können Sinnestäuschungen und Halluzinationen entstehen.

Müdigkeit lässt sich durch Messmethoden feststellen: Die Reaktionszeit wird mit zunehmender Müdigkeit länger. Außerdem verändert sich die Stimme bei Müdigkeit. Das Sprechtempo wird langsamer, die Schwankungen der Tonhöhe nehmen zu und tiefere Töne kommen immer seltener vor.

Wie äußert sich chronische Müdigkeit?

Chronische Müdigkeit hält definitionsgemäß länger als sechs Monate an und Schlaf trägt nicht dazu bei, die Beschwerden zu bessern. Daraufhin können sich typische Wesensveränderungen Betroffener zeigen: Sie werden teilnahmslos (apathisch) und depressiv. Sinnestäuschungen treten häufig auf. Durch die lange Reaktionszeit und allgemeine Erschöpfung ist das Risiko für menschliche Fehler, zum Beispiel Verkehrsunfälle, erhöht. Chronische Müdigkeit ist zumeist Symptom einer anderen Erkrankung und sollte dementsprechend behandelt werden. Gegen chronische Müdigkeit bei Krebserkrankungen hilft beispielsweise am besten körperliche Betätigung.

Was hilft gegen Müdigkeit?

Gegen die normale Müdigkeit hilft die richtige Menge an Schlaf. Je nach Typ benötigt ein Erwachsener sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht und profitiert von einem 20 bis 30-minütigem Mittagsschläfchen. Sowohl zu viel als auch zu wenig Schlaf machen müde. Auf große Mahlzeiten sollte verzichtet werden, dennoch hilft eine ausgewogene und ausreichende Ernährung gegen Müdigkeit. Wer schnell wacher sein möchte, kann Wechselduschen anwenden.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wird bei einer gleichbleibenden Tagesrhythmik und einem routinierten Alltag weniger müde. Außerdem halten uns soziale Beziehungen, Sport und eine Beschäftigung (Schule, Arbeit, etc.) wach.

Der Verzicht auf müde machende Substanzen ist ebenfalls hilfreich, weshalb Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Alkohol gemieden werden sollten. Liegt der Müdigkeit eine Ursache zugrunde, sollte diese behandelt werden: Mangelzustände müssen erkannt und behoben, Infektionen und Systemerkrankungen (Rheuma, Diabetes…) entsprechend therapiert werden. Manche Antidepressiva helfen gegen die Müdigkeit bei Depression. Sogenannte Antihypotonika wie Etilefrin können bei niedrigem Blutdruck eingesetzt werden und manchen ebenfalls munter.

Kurzfristig können pflanzliche und chemische Wachmacher helfen.

Schnelle Wachmacher

  • Der berühmteste Wachmacher und gleichzeitig die weltweit am meisten verzehrte auf die Psyche wirkende Substanz ist das Coffein. Es ist in Kaffee, Kakao, Schwarz- und Eistee, Mate, Coca-Cola, Guarana und Energy Drinks enthalten. Als Tablette, Pulver, Brause, Saft oder Lutschtablette ist es in Apotheken erhältlich. Allerdings ist Coffein-Genuss nicht ungefährlich und kann unter anderem zu Herzrhythmusstörungen, Übelkeit, Zittern, Verwirrtheit und Unruhe führen. Außerdem erzeugt Coffein Abhängigkeit, die sich bei Coffein-Entzug als Kopfschmerz äußert. Zumeist bessert sich dieser Coffeinentzugskopfschmerz nach drei Tagen spontan.
  • In der Schweiz ist Gly-Coramin in Apotheken erhältlich. Es handelt sich um Traubenzucker, dem der Wachmacher Nicethamid hinzugefügt wurde.
  • Ginkgo-Extrakte sollen die Durchblutung und somit die Sauerstoffversorgung der Nervenzellen hemmen und auf diese Weise der Müdigkeit entgegenwirken.
  • Ginsengwurzel verbessert angeblich die Widerstandskraft des Körpers gegen alle Arten von Stress und wirkt sich hemmend auf Entzündungsprozesse aus.
  • Schließlich werden noch sogenannte Roborantien oder Tonika angeboten, bei denen es sich um „Stärkungsmittel“ wie Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren für die Eiweißproduktion des Körpers oder Zucker handelt. Eine wachmachende Wirkung dieser Stoffe ist nicht eindeutig bewiesen.

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